Abschlusserklärung der 1. Internationalen Automobilarbeiterkonferenz
41 Delegierte aus 19 Ländern beschlossen einstimmig die Gründungsresolution, die Organisationsprinzipien und wählten eine internationale Koordinierungsgruppe für die verbindliche, dauerhafte Zusammenarbeit. Sie repräsentieren als aktive Gewerkschafter und Vertrauensleute die kämpferische Basis von Belegschaften der wichtigsten multinationalen Konzerne der Automobil- und Zulieferindustrie weltweit. Wir wenden uns an die Masse der Arbeiter und Gewerkschafter und stärken ihre Einheit.
Mehr als 450 Teilnehmer, Arbeiter, Gewerkschaftsvertreter, Familien, Organisationen der Umwelt-, Frauen- und Jugendbewegung und viele andere nahmen an der Konferenz teil. Einmalig dürfte sein, dass solch ein international bedeutsames Ereignis von ehrenamtlichen Aktivisten aus vier Erdteilen selbst organisiert und finanziert wurde.
Die "Internationale Automobilarbeiterkoordination" versteht sich als Bestandteil der internationalen Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung. Angesichts des weltweit hoch organisierten Kapitalismus ist es das Ziel, die Kräfte zu stärken und immer besser zusammenzuschließen, um eine überlegene Kraft dagegen herauszubilden.
Aus vielfältigen Kampferfahrungen bei Opel Bochum, Sao José dos Campos in Brasilien, GM Bogota in Kolumbien, in Südafrika und Indien sowie vielen anderen Betrieben wurde der Schluss gezogen, dass wir uns der Erpressungslogik des angeblich „kleineren Übels“ widersetzen können. Die Fackel des unbeugsamen Kampfes übernehmen wir vor allem aus Bochum.
Angesichts des VW-Betrugsskandals bekräftigt die Konferenz die Notwendigkeit einer völlig anderen Verkehrspolitik ohne Emissionen. Die Teilnehmer waren empört über die kapitalistische Profitlogik der bewussten Überausbeutung von Mensch und Natur. Das wird in der menschenverachtenden Praxis der „Wegwerfarbeiter“ wie in Kolumbien, Pakistan oder Indien auf die Spitze getrieben. Wir lehnen die Diskriminierung von Frauen sowie Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe oder sexueller Orientierung ab. Der Kampf um die Befreiung der Frau und um die Befreiung der Arbeiter gehören zusammen.
In konzernbezogenen und thematischen Foren sowie Workshops wurden die Erfahrungen aus den verschiedenen Ländern, Betrieben und Bewegungen schöpferisch ausgewertet und Schlussfolgerungen für die Koordinierung gezogen. Die Arbeiterinnen und Arbeiter unserer Konzerne sollen wissen, für wen wir diese Konferenz organisiert haben. Wer einen von uns angreift, bekommt Antwort von uns allen. Dazu wurden verbindliche Vereinbarungen getroffen:
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Gegenseitige Verpflichtung zur Information, um das gegeneinander Ausspielen der Belegschaften zu bekämpfen und die Solidarität und das Vertrauensverhältnis zu fördern
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Aufbau stabiler Strukturen des regelmäßigen Kontakts untereinander
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Gegenseitige Unterstützung in der täglichen Überzeugungs- und Organisationsarbeit unter der Masse der Kollegen sowie bei Kampfaktionen.
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gemeinsame Aktivitäten.
Die erfolgreiche Zusammenarbeit der unterschiedlichen Ideologien und Mentalitäten, politischen und gewerkschaftlichen Richtungen zeigt, dass wir Arbeiterinnen und Arbeiter unsere Differenzen zurückstellen und voneinander lernen können, um gemeinsam in die Offensive zu kommen mit dem Ziel, ein reichhaltiges, „würdevolles und gesundes Leben aller Menschen im Einklang mit der Natur – eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung" (Gründungsresolution) zu erreichen. Das zeigte sich auch in begeisternden Festen am Abend und in der kämpferischen Demonstration durch die Innenstadt von Sindelfingen.
Wir rufen alle Belegschaften der Automobilindustrie und Zulieferer auf: Verbreitet die Ergebnisse und den Offensivgeist dieser Konferenz in den Belegschaften und Gewerkschaften aller Länder und nehmt teil an dem Arbeitsprozess zur 2. Internationalen Automobilarbeiterkonferenz 2019!
Sindelfingen, Deutschland, den 18.10.2015
Veröffentlicht durch die Internationale Koordinierungsgruppe
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