Internationaler Informationsbrief GM-Stellantis Nr. 23 – Oktober 2023 Von der Konzernkoordinierung Stellantis/GM in der IAC
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Wir möchten Euch angesichts dieser Herausforderungen über eine sehr wichtige positive Entwicklung informieren: Anfang September hat der Erste Weltkongress der internationalen antiimperialistischen Einheitsfront gegen Faschismus, Krieg und Umweltzerstörung stattgefunden. Beteiligt sind bisher über 120 Organisationen und 27 Persönlichkeiten aus vier Kontinenten, darunter die antiimperialistische Plattform in der Internationale Automobilarbeiterkoordinierung. Im Aufruf der Einheitsfront heißt es: „Die Arbeiter aller Länder werden dann zu einer überlegenen Kraft, wenn sie sich vereinigen.“ Vertreter der Automobilarbeiterkoordination u.a. aus Südafrika, Indien, Philippinen und Deutschland waren bei der Konferenz aktiv. Der Aufbau der internationalen Einheitsfront erweitert und vertieft unsere Zusammenarbeit. Sehr wichtig war auch die enge Verbindung mit der kämpferischen Bergarbeiterbewegung, die unmittelbar vor dem Weltkongress ihre Dritte Internationale Bergarbeiterkonferenz durchführte. Sie beschlossen, die Koordinierung ihrer Kämpfe verbindlich zu organisieren: „Kein Kampf darf mehr alleine stehen!“Die Verbindung von Automobilarbeitern und Bergarbeitern stärkt die Kraft für die dringend nötige Perspektive einer Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung, über den Kapitalismus hinaus. Nähere Informationen gibt es unter www.united-front.info. Die Mitgliedschaft in der internationalen Einheitsfront bedeutet für uns Verpflichtung, ernst zu machen mit der Koordinierung und Zusammenarbeit in unseren Kämpfen.
Im Brennpunkt steht aktuell der bedeutende Streik in den USA bei den drei großen Autokonzernen Ford, GM und Stellantis, für den wir weltweite Solidarität organisieren. Auszüge aus der Solidaritätsbotschaft der Internationalen Automobilarbeiterkoordinierung:
Solidarische Grüße an die United Auto Workers, UAW, zu eurem „historischen Streik“
Lieber Shawn Fain, liebe Kolleginnen und Kollegen der UAW, mit großem Respekt berichten internationalen Medien über den Beginn eures „historischen Streiks“. Eure Forderung nach 40 Prozent mehr Lohn, nach der Wiedereinführung von gestrichenen sozialen Leistungen und für die 32 Stundenwoche an 4 Tagen in der Woche sind gerecht und schon längst überfällig. (…) Die Internationale Automobilarbeiterkoordination beglückwünscht euch zu eurem vielversprechenden Streik und steht an der Seite eures Kampfs. Viel Erfolg bei eurem Streik, ganz im Sinne der Losung „Wer kämpft kann gewinnen. Doch wer nicht kämpft, hat schon verloren!“
Solidaritätserklärungen bitte schicken an: Shawn Fain Sfain@uaw.net, Margaret Mock Mmock@uaw.net, UAWD UAWdemocracy@gmail.com. Kopie an: icog@iawc.info
Ein Kollege antwortet: “Ich habe am internationalen Automobilarbeiterratschlag 2012 mit Frank Hammer in München teilgenommen. Ich bin immer noch aktiv und beteilige mich an dem Streik hier in Toledo, Ohio in der Stellantis Jeep-Fabrik. Nach 46 Jahren als Jeep-Arbeiter, ist das der erste offizielle Streik an dem ich teilnehme. Der letzte offizielle Streik fand 1972 statt. Wir haben starke Unterstützung in der Öffentlichkeit mit etwa 75% der Amerikaner, die unseren Kampf unterstützen. Wir werden gewinnen.”
Inzwischen hat die UAW den Streik ausgeweitet. In der dritten Streikwoche sind 25.000 Beschäftigte einbezogen. Es kommt jetzt darauf an, dass wir überall in den Autobetrieben den Streik bekannt machen. Wir haben uns in unserer Solidaritätscharta verpflichtet, jegliche Streikbrecher-Arbeiten zu verhindern und müssen das auch gewährleisten. Beratet mit euren Kolleginnen und Kollegen Solidaritätsbotschaften. Wo sich eine Möglichkeit ergibt, arbeiten wir auf Solidaritätsstreiks hin und verbreiten in Arbeitskämpfen in unseren Ländern den Gedanken des gemeinsamen Kampfes gegen die internationalen Konzerne. So findet in Frankreich am 13.10. ein Aktionstag gegen die Inflationsfolgen und in Italien am 20.10. ein Generalstreik von Basisgewerkschaften statt. Die Kolleginnen und Kollegen von PSA, Fiat oder Zulieferbetrieben stehen im Kampf gegen den gleichen Stellantis-Konzern, der in den USA bei Jeep und Chrysler bestreikt wird. Bereits am 18.9.23 haben in Melfi / Italien etwa 900 Beschäftigte von Fiat / Stellantis gestreikt, um Zusagen für die Zukunft des Werkes zu bekommen.
Aus Deutschland wird berichtet: „Seit anderthalb Jahren steigt die Zahl der Leiharbeiter im Werk Rüsselsheim auf inzwischen 1.000. (…) Am 6. Juli versammelten sich 200 Kolleginnen und Kollegen in der großen Pause in der Montagehalle. Zu Beginn der Pausenversammlung wurden solidarische Grüße an die Belegschaften der Stellantis-Werke Wien-Aspern, Ellesmere Port und an die Belegschaft von Ford in Saarlouis beschlossen: „Heute sind wir nicht Opelaner oder Leiharbeiter, heute sind wir eine Belegschaft in einem weltweit arbeitenden Unternehmen. Heute sind wir Arbeiter, international!“ Dann gingen sie durch die Halle und forderten vom Werksleiter klare Zusagen für die Übernahme. Diese Aktion hat viel Angst und Schrecken in der Chefetage ausgelöst. Noch am selben Tag sagte Stellantis 50 unbefristete und weitere 100 zeitlich befristete Übernahmen bei Opel zu. Eine herbe Niederlage für Tavarez‘ Kurs der rigorosen Arbeitsplatzvernichtung bei Stellantis, ein Erfolg für die Belegschaft. (…) Ein kämpferischer Gewerkschafter bekam eine Abmahnung wegen angeblicher Störung des Betriebsfriedens. Dem abgemahnten Kollegen gehört unsere volle Solidarität!!“
Unsere Kollegen aus Indien berichten: „Das multinationale Unternehmen General Motors mit Sitz in Talegaon hat von der Regierung des Bundesstaates Maharashtra die Erlaubnis zur Schließung des Unternehmens erhalten. Nun wird Hyundai Motors, ein koreanisches Unternehmen, sein Werk auf dem Gelände von General Motors eröffnen. General Motors und die General Motors Employees Union haben versucht, alle Arbeitsplätze der Beschäftigten zu erhalten oder sie in das neue Unternehmen umzugruppieren. Aber das Unternehmen akzeptiert dies nicht. (…) Um gegen diese Dinge zu protestieren und eine Bewegung zu starten, organisierten Shramik Ekta Mahasanghan (SEM) und das Maharashtra State Workers' Joint Action Committee am 19. August eine Versammlung von Arbeitern im Ramakrishna More Auditorium in Chinchwad Pune. Dabei brachten sie alle ihre Unterstützung für die Forderungen der Beschäftigten von General Motors zum Ausdruck und warnten vor Massenprotesten.“ Nachdem die Forderungen an Hyundai und die Staatsregierung nicht erfüllt wurden, dass alle Arbeiter des ehemaligen GM-Werkes zu den bisherigen Bedingungen übernommen werden, begannen 1000 Arbeiter und ihre Familien am 2. Oktober einen unbefristeten „Staffel-Hungerstreik“. Solidaritätsbotschaften an die indischen Kollegen werden über icog@iawc.info weiter geleitet. Weitere Informationen findet ihr wie immer auf www.automotiveworkers.org
Mit solidarischen Grüßen,
Verena, Frank und Fritz
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