Niederlande: Streikende bei VDL Nedcar zeigen Zähne
8. Mai 2023: Vielen Dank für nachfolgendes Interview mit Streikenden bei VDL Nedcar in den Niederlanden, welches wir von einem Korrespondenten des Rode Morgen aus den Niederlanden erhielten. Die Kolleginnen und Kollegen streiken aktuell für einen verbesserten Sozialplan. In Deutschland gibt es viele Erfahrungen wie mittels Streiks um Sozialpläne oder Transfergesellschaften letztlich der Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze oder gegen eine Werksschließung unterlaufen wurde. In unserer Solidaritätserklärung der ICOG an die Belegschaft und Gewerkschaft bei VDL Nedcar sprechen wir uns deshalb für den Kampf um jeden Arbeitsplatz und für die 30-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich aus. Die Internationale Automobilarbeiterkoordination wird weiter an der Seite der Belegschaft von VDL Nedcar im Kampf um ihre Arbeitsplätze stehen.
8. Mai 2023 Streikende bei VDL Nedcar zeigen Zähne
Nach einem selbstängigen Streik der 3.800 Automobilarbeiter bei VDL Nedcar in Born, Limburg, rufen FNV und CNV am Montag, den 8. Mai 2023, zu einem 48-stündigen Streik auf. Am Dienstag haben die Gewerkschaften den Streik um zwei Tage verlängert. Am Donnerstag, den 11. und Freitag, den 12. Mai werden die Arbeiter weiter streiken. Der Rode Morgen interviewt einen Automobilarbeiter von VDL Nedcar zu Beginn des Streiks am Montag, den 8. Mai, auf dem Holtum-Platz, wo sich die Automobilarbeiter zu einer Streikversammlung versammelt haben.
Kannst erklären, was der Grund für den Streik ist?
"Wie ihr vielleicht in den Nachrichten gehört habt, wurde ein Sozialplan ausgearbeitet, aber wir sind der Meinung, dass er für uns nicht ausreicht, weil wir so lange gearbeitet haben und eine höhere Abfindung bekommen sollten. Das ist unsere Meinung, aber der VDL-Vorstand will nicht darauf eingehen. Deshalb sind wir alle zusammen mit den Kollegen hier, um zu streiken, um unseren Unmut auszudrücken."
Du glaubst, dass der ganze Betrieb steht?
"Ja, ich habe gehört, dass die Morgenschicht nicht produziert hat und ein großer Teil der Nachmittagsschicht wird auch nicht arbeiten. Nach dem, was ich höre und sehe, sind viele der Kollegen der Nachmittagsschicht auch hier. Die werden wahrscheinlich auch nicht laufen."
Was ist deine persönliche Einschätzung? Glaubst du, dass es notwendig ist, dass ihr länger streikt, oder werden sie diese Woche zu einem Ergebnis kommen?
"Aus Erfahrung kann ich sagen, diese zwei Tage werden nicht ausreichen, denn wenn wir uns die Vergangenheit anschauen, dann machen sie es uns immer schwer und dann müssen wir eigentlich auch Zähne zeigen, dass wir es auch ernst meinen mit unseren Forderungen, um ein bisschen Druck zu machen."
VDL ist ein hartes Unternehmen?
"Ja, aber wir müssen uns vor Augen halten, dass wenn wir nicht da sind, die Produktion, die Arbeiter nicht da sind, dass überhaupt nichts laufen kann."
Sie haben letztes Jahr etwa 300 Millionen Gewinn gemacht?
"300 Millionen wurden an die Aktionäre ausgeschüttet, also denken wir, dass wir ein bisschen mehr verdient haben, als sie uns jetzt präsentieren. Es wurde viel investiert, viel Geld gesteckt und Land gekauft. Für VDL selbst ist das immer gut, aber für uns gibt es letztlich bis heute keinen Nutzen, wir haben keinen Gewinn. Von den 3800 Arbeitnehmern, die bei VDL Nedcar beschäftigt sind, kommen die meisten aus der Region, aber es gibt auch viele aus Deutschland, Belgien und auch viele osteuropäische Arbeiter - meist Zeitarbeiter."
Was denkst du über diese Menschen hier in der Region und auch von außerhalb, deren Lebensunterhalt ja bis zu einem gewissen Grad davon abhängt. Das kann doch nicht einfach verschwinden, oder?
"Die Menschen verdienen hier ihren Lebensunterhalt, natürlich. Es wird natürlich für viele ein ziemlicher Schlag sein, viele Leute haben Kredite laufen, ihre ganze Zukunft darauf angelegt, um hier jahrelang zu arbeiten. Für die Älteren geht es noch, aber für die jüngere Generation ist es natürlich gewöhnungsbedürftig, sich an einen neuen Arbeitsplatz zu gewöhnen und so weiter. Es gibt zwar Vorschläge für Entsendungen zu anderen VDL-Unternehmen, aber das gilt nicht für alle und ist auch nicht für alle attraktiv, wegen der Entfernung und so weiter." Vielen Dank für das Gespräch.
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