Automobilarbeiter: Heftige Diskussionen über Tarifergebnis – Kampfkraft in den Betrieben ist da

28.11.2022: Das Verhandlungsergebnis von Ludwigsburg zur Tarifrunde zwischen Gesamtmetall und IG-Metall-Spitze vom 18.11. wird unter Automobilarbeitern heftig diskutiert. Die deutsche Koordinierungsgruppe der Automobilarbeiterkoordination hat dazu einiges erfahren. Über 900 000 Kolleginnen und Kollegen bundesweit haben durch Warnstreiks ihre Bereitschaft gezeigt, für die 8% mit einer Laufzeit von 12 Monaten zu kämpfen. Zum ersten mal in ihrem Arbeitsleben beteiligten sich tausende Azubis. In vielen Betrieben hat die IG Metall völlig berechtigt Schulungen, wie die IG Metall einen Streik führt, durchgeführt. Die Stimmung nahm zu: „Endlich mal wieder richtig streiken“ angesichts der Blockadehaltung der Metall-Kapitalisten. Die 40 DAX-Konzerne meldeten für das 3. Quartal 2022 die höchsten Gewinne und wir sollten mit der Einmalzahlung abgespeist werden? - Nein! Beim Verhandlungsergebnis mussten die Metall-Kapitalisten erhebliche Zugeständnisse machen. Sie knickten förmlich ein - aus Angst vor einem richtigen Streik!

Unter den Kolleginnen und Kollegen gab es zum Verhandlungsergebnis zunächst Meinungen von „damit kann ich leben“ bis zu Empörung. Widerspruch rief die lange Laufzeit von 24 Monaten hervor, dass die Lohnerhöhung erst im Juni 2023 kommen soll (8 Monate Nullrunde!) und vor allem, dass die gewerkschaftliche Kampfkraft nicht voll eingesetzt wurde. „Da wäre mehr drin gewesen“ - das hat überzeugt, dass es sich um einen faulen Kompromiss handelt. Die Diskussion darüber ist nicht abgeflaut. Besonderen Einfluss haben Meldungen aus anderen Betrieben.

Die IG-Metall-Vertrauensleuten bei Daimler-Untertürkheim haben mehrheitlich den faulen Kompromiss abgelehnt. Zur Vertrauensleutevollversammlung war extra Roman Zitzelsberger, IG Metall Bezirksleiter in Baden-Württemberg angereist. Er versuchte, das Verhandlungsergebnis schön zu reden. Die Reaktion darauf waren mehrheitlich abwartend kritisch. Offenbar hat Roman Zitzelsberg dann sinngemäß gesagt: „Natürlich hätten wir auch streiken können“. Damit war der Bann gebrochen. „Ja, wieso haben wir es dann nicht gemacht?“ Vertrauensleute bei Porsche Zuffenhausen haben ebenfalls mehrheitlich das Verhandlungsergebnis abgelehnt.

Aus anderen Betrieben wurde berichtet, dass in Whatsapp-Gruppen von Vertrauensleuten zunächst eine Zustimmung zum Verhandlungsergebnis überwog. Aber nachdem bekannt gemacht wurde, dass die Vertrauensleutevollversammlung bei Daimler in Untertürkheim das Ergebnis ablehnt, kippte die Stimmung und die Kritik am Verhandlungsergebnis hat sich belebt. Es war schon ein Bärendienst vom Vorsitzenden der IGM, Kollegen Hofmann, die 8 % als Forderung in den Raum zu stellen, gegen die Mitgliedschaft. Es gab heftige Diskussionen, dass diese Forderung viel zu gering sei. War das nicht im Sinne der „Konzertierten Aktion“, eine Abstimmung zwischen der Regierung Scholz, den Arbeitgeberverbänden und den Gewerkschaftsvorsitzenden ?

Gewerkschaften zu Kampforganisation zu machen, bedeutet, dass wir solche Diskussionen fördern und Abstimmungen und Protesterklärungen unter Kollegen/innen, in Abteilungen organisieren. Welche Schlussfolgerungen ziehen wir? Nicht aus der IG Metall austreten - im Gegenteil – eintreten, sich in der Gewerkschaft engagieren. Verbinden wir die Ablehnung des faulen Kompromiss mit gewerkschaftlichen oder auch selbständigen Streiks für Lohnnachschlag. Den Arbeiterfamilien fehlen oft 20% angesichts der realen Inflation.

Gegen die Abwälzung der Krisen- und Kriegslasten! Wir haben noch viele Rechnungen mit den Kapitalisten offen!

 

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