Ford IAC-Infobrief 1-2022

März 2022 Die Situation bei Ford (Überblick) Kollegen von vier Ford-Standorten (einer davon ehemals Ford-Bordeaux, jetzt MAGNA Powertrain) haben sich mit einer Resolution gegen den Krieg in der Ukraine, gegen Kriegs- und Aufrüstungspolitik ihrer eigenen Regierungen und für aktiven Widerstand positioniert.

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Insbesondere den 1. Mai wollen sie nutzen, um den Widerstand in die Betriebe und auf die Straße zu tragen. Die Kollegen erklären u.a., dass sie nicht bereit sind, auf Kampf um Lohnerhöhung und Arbeitsplätze wegen der Aufrüstungs- und Kriegskosten der Regierungen zu verzichten (Resolution). Dies ist auch ein Schritt zu einer antiimperialistischen Plattform in der Internationalen Automobilarbeiter-Koordination wie sie im Infobrief der ICOG vom 1.6.21 vorgeschlagen wurde.

Die Belegschaften sind aktuell durch eine Aufspaltung im Fordkonzern herausgefordert, mit der die Produktion von Autos mit Elektroantrieb („Ford Model E“) getrennt werden soll von denen mit Verbrennungsmotoren („Ford Blue“). Damit sollen durch eine Rationalisierungsoffensive die Angriffe auf die Arbeitsplätze weiter vorangetrieben werden, um die Rendite von 8% (in 2022) auf 10% (in 2026) zu steigern. Alles soll rigoros abgestoßen werden, was diesem Ziel im Wege  steht.

Im Jahr 2021 hat Ford an vielen Standorten insgesamt zehntausende von Arbeitsplätzen vernichtet, ganze Standorte geschlossen wie in Brasilien und Indien. Die Herstellung von Autos für den indischen Markt ist bereits beendet worden, die Produktion von Exportfahrzeugen und weitere Werke für Motor- und Karosseriebau sollen nur noch bis Mitte 2022 laufen. Dagegen gab und gibt es heftige Proteste der Belegschaften und der Bevölkerung in den betroffenen Regionen. In der Corona-Pandemie, die sich mit der bereits 2018 begonnenen Überproduktions­krise in der Autoindustrie durchdrungen hat, wurde die Produktion zum Teil über mehrere Monate stillgelegt. Wesentliche Gründe waren der Mangel an Speicherbausteinen (Chips) für die Mikroelektronik, aber auch ein Einbruch des Absatzes. Gleichzeitig stiegen die Profite von Ford stark an. Hierbei spielten die durch Abbau von Arbeitsplätzen und durch zeitweise Stilllegung der Produktion eingesparten Beträge eine große Rolle, insbesondere in den Ländern (z.B. Deutschland, Spanien), in denen Ford aus Steuergeldern Beiträge zur Sozialversicherung vom Staat erstattet und Zuschüsse zur Bezahlung der Beschäftigen während des Stillstandes der Produktion bekam. Ford rechnet nach eigenen Angaben für 2021 mit einem Profit von 10 bis 11 Milliarden Dollar, deutlich über 30% mehr als 2020 trotz ca. 1,1 Millionen weniger produzierter Fahrzeuge. Es ist eine allgemeine Erscheinung in der Autoindustrie, dass gerade in der Corona-Pandemie trotz erheblichem Umsatzrückgang die seit langer Zeit höchsten Profite eingefahren wurden.

Nachdem Ford mit der Umstellung auf Fahrzeuge mit Elektroantrieb gegenüber den Konkurrenten zurückgefallen war, soll nun bis 2030 die Produktion von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor vollständig beendet werden. Die neuen Modelle sollen nach bisherigen Plänen in zunächst wesentlich niedrigeren Stückzahlen gebaut werden als bisherige Modelle, z.B. in Köln. Die Produktion bisheriger Modelle wurden z.T. bereits eingestellt bzw. soll früher als bisher geplant beendet werden. Das bedroht weitere Standorte wie Saarlouis (Deutschland) mit 5.000 Arbeitsplätzen bei Ford und ca. 2.000 bei Zulieferern, aber auch massenhaft Arbeitsplätze an verbleibenden Standorten. Ford will mit Kooperationen Kosten einsparen wie z.B. mit Volkswagen, um deren Elektroauto-Baukasten zu nutzen. Gleichzeitig plant Ford eigene Batterieproduktionen in Spanien und in Ohio (USA). Die bisher noch verbliebene Getriebeproduktion in Köln soll auslaufen, bestehende Getriebewerke wie in Bordeaux wurden verkauft, ein neues Getriebewerk für Elektroautos soll in Halewood (Großbritannien) entstehen.

Insgesamt hat die Umstellung auf Fahrzeuge mit Elektroantrieb eine enorme Produktivitätssteigerung zur Folge. Wie stellen sich die Belegschaften zu dieser Situation? Das Management von Ford versucht mit Unterstützung bürgerlicher Politiker und verschiedenen Gewerkschaftsführern, Konkurrenzdenken in den Belegschaften zu schüren: Kosten einsparen, um profitabler zu sein als ein anderes Werk. Diese Auseinandersetzung konzentriert sich aktuell auf die Konkurrenz zwischen dem Werk und Spanien und den beiden Werken in Deutschland. Damit soll die sich entwickelnde Solidarität und ein gemeinsamer Kampf untergraben werden.  Es ist eine Illusion zu glauben, wenn andere Belegschaften bluten, bleibt die eigene Belegschaft verschont. Wer hat eigentlich Anrecht auf einen Nutzen am Produktivitätsfortschritt? Die Arbeiter in erster Linie, nicht die Eigentümer! Die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich bekommt eine zentrale Bedeutung im Kampf gegen die Arbeitsplatzvernichtung und gegen das Konkurrenzdenken. Unter Ford-Belegschaften in Europa, Südamerika und Asien entwickelten sich auch mit Hilfe der Internationalen Automobilarbeiter-Koordination die Kontakte und die Solidarität weiter.

 

Bordeaux (Frankreich)

Nach der  Beendigung des Joint Ventures GETRAG haben die beiden Aktionäre, die österreichische Magna Powertrain (gehört zum kanadischen MAGNA-Konzern) und Ford die vier Werke, die sie gemeinsam in Europa und China betrieben, neu aufgeteilt. Ford übernimmt das Getriebe-Werk Köln in Deutschland und das Werk Halewood in England; Magna Powertrain wird die Kontrolle über die chinesischen Standorte und das Werk Blanquefort (Bordeuaux) übernehmen. Für Bordeaux gibt es allerdings keine Zusagen über künftige Produktionen. Vertreter kämpferischer Gewerkschaften (CGT, FO, CFTC), die Widerstand gegen die offensichtlich für 2024 geplante Stilllegung dort organisieren wollen, werden von MAGNA unter Druck gesetzt, mit dem Ziel, deren gewerkschaftliche Organisation im Werk zu zerschlagen.

Die Kollegen schrieben Mitte November 2021 über die aktuelle Situation: „wir sind in 2021 bisher 87 Tage ohne Beschäftigung. Am ersten Oktober beantragte das Management bei der Regierung, einen Vertrag mit der Belegschaft abschließen zu können über eine Langzeit-Unterbeschäftigung mit einer Entlohnung von 70% des Gesamtlohns, wobei der Staat 60% davon übernehmen soll. Die Kollegen haben ausgerechnet, dass MAGNA dadurch 104% des Lohnes erstattet bekommt.“

 

Valencia (Spanien)

Von den vier noch produzierten Verbrenner-Modellen sollen drei in 2023 eingestellt werden, ein Elektrofahrzeug soll eventuell dazu kommen. In Valencia wird seit April 2021 mit der offiziellen Begründung Chipmangel Kurzarbeit gefahren. Parallel dazu werden Arbeitsplätze „planmäßig“ vernichtet. Es sollen nach schon 350 abgebauten Arbeitsplätzen weitere 630 Arbeiter das Werk „freiwillig“ gegen Abfindung bzw. mit Vorruhestandsregelungen verlassen. Über die unterschiedlichen Bedingungen haben sich die Ford-Kollegen aus Köln und Bordeaux gegenseitig informiert. Ford geht in Spanien und Deutschland in vergleichbarer Weise vor, um möglichen Widerstand gegen die Arbeitsplatzvernichtung zu verhindern.

Ford hat die Belegschaften von Valencia in direkten Konkurrenzkampf zu Saarlouis gesetzt mit einem sogenannten „Bieterwettbewerb“. Die rechten Betriebsratsspitzen der UGT (Valencia) und der IG-Metall (Deutschland) haben sich darauf eingelassen und am 27.01.22 ein Angebot  abgegeben Es wird alles geheim hinter verschlossenen Türen verhandelt und wir Kollegen sollen darauf vertrauen. Jetzt ganz aktuell berichten die Kollegen aus Valencia: „Die Situation hier ist sehr schlecht. Die gelbe und verräterische Gewerkschaft UGT hat eine grundsätzliche Einigung mit der Geschäftsführung des Unternehmens erzielt. Diese Vereinbarung beinhaltet eine Verlängerung der täglichen Arbeitszeit um 15 Minuten, einen Lohnstopp für vier Jahre (2022, 2023, 2024 und 2025) und die Verpflichtung, an acht Samstagen im Jahr zu arbeiten, wobei es auch 18 Samstage (pro Arbeitsschicht) sein können.
Die übrigen Gewerkschaften (STM-Intersindical Valenciana, CGT und CCOO) lehnen dies ab und versuchen, es zu bekämpfen
.“

 

Valencia (Venezuela)

In Venezuela hat sich die Lage der Arbeiter und der Massen weiter verschlechtert. Im Fordwerk in Valencia (Venezuela) werden bereits seit längerer Zeit keine Fahrzeuge mehr produziert. Die noch zur Ford-Belegschaft gehörenden Arbeiter erhalten einen Mindestlohn von umgerechnet 1,5 Dollar im Monat, die gerade einmal für ein Kilo Käse reichen. Die Geschäftsleitung von Ford versucht die Lage zu missbrauchen, um die Gewerkschaft zu zerschlagen, indem Arbeiter in den Ruhestand gedrängt werden und dann nicht mehr als Mitglieder der Gewerkschaft zählen. Dadurch ist die Existenz der Gewerkschaftsgruppe, auch die finanzielle, akut bedroht. Sie wendeten sich mit der Bitte um vorübergehende finanzielle Unterstützung an die Kölner IAC-Trägergruppe. Die IAC-Trägergruppe „Arbeitersolidarität Köln“ hat eine Solidaritätserklärung an die Ford-Kollegen in Venezuela übermittelt und eine Spendenaktion gestartet:

Liebe Kollegen in Venezuela bei Ford,

wir senden euch kämpferische und solidarische Grüße aus Köln.

Wir haben Eure Situation diskutiert und werden sofort die Solidarität organisieren. Die Arbeiter brauchen ihre Gewerkschaft als Kampforganisation gegen die Konzerne und den Kapitalismus. Besonders begrüßen wir den Vorschlag, eine gemeinsame Gewerkschaft für alle Arbeiter zu gründen. ... Wir werden eine Spendenkampagne für euch organisieren und euch so schnell es möglich ist, die Spenden überweisen. … Wir wünschen Euch viel Erfolg im Aufbau eurer Gewerkschaft und hoffen wir können einen Teil dazu beitragen. ...

Solidarische, kämpferische und herzliche Grüße

eure Ford Kollegen und Freunde aus Köln

Erste gespendete Gelder in Höhe von 525 Euro wurden inzwischen an die Kollegen in Venezuela weiter geleitet. Die Gewerkschafts-Kollegen von Ford-Venezuela haben sich inzwischen zu einer überbetrieblichen Gewerkschaft zusammengeschlossen und damit die akute Notlage zunächst abwenden können.

 

Zu den Problemen und Diskussionen unter den Kollegen in Venezuela erhielten wir folgende Nachricht:

Zum Kampf um die Vereinigung der Arbeiter:
Wir, die kämpferischen Gewerkschaften, schlagen vor,  die Einheit unter den Arbeitern zu fördern, Allianzen und Vereinbarungen zwischen denjenigen zu suchen, die die kämpferische Richtung im gewerkschaftlichen Arbeitersektor führen und sich daran orientieren, dass der gemeinsame und Klassenfeind die Unternehmer sind.
Über eine spezielle Form der Kurzarbeit berichten sie: Die Organisationen der Unternehmer erstellen Listen der militanten und kämpfenden Arbeitnehmer, so dass diese nicht zur Arbeit gerufen werden, ohne das Arbeitsverhältnis zu brechen, da sie sich im Zustand der "suspendierten oder gerechtfertigten Abwesenheit" befinden.

Es gibt Gruppen von Arbeitnehmern, die zur Arbeit gerufen werden, und eine andere Gruppe, die suspendiert ist oder nicht zur Arbeit gerufen wird, und in dieser Situation haben wir einen Vorschlag gemacht, das Personal auf wöchentlicher oder vierzehntägiger Basis zu rotieren, um die Arbeitsplätze zu erhalten und die vertraglichen Leistungen zu bewahren.
Ausbildung und Arbeitsplätze für die Jugend:
Zurzeit hat Ford Venezuela keinen Ausbildungsplan. Seit 2018 gibt es eine Reduzierung des Personals aufgrund der fehlenden Montage. Im Moment findet darüber in der Belegschaft keine Diskussion statt wegen der aktuellen Bedingungen des fehlenden Montage seit 2018.
Zum IAC-Kampfprogramm als Leitfaden für die Diskussionen in der Belegschaft:
Alle Punkte sind wichtig für die Diskussion, wenn wir die politische Situation analysieren, aber es gibt Punkte im Kampfprogramm, die in Venezuela bereits erreicht worden sind, zum Beispiel die Verkürzung der Arbeitszeit. Ford Venezuela ist auf den Import von Teilen und Ersatzteilen für die Montage angewiesen, im Gegensatz zu den Fabriken in Europa. Dies ist bei 100 % der transnationalen Unternehmen der Fall, die den Importen den Vorrang geben, um die von der nationalen Regierung gewährten Devisen zu erhalten.

Brasilien

Wie bereits im Ford-Infobrief Anfang 2021 berichtet, hat Ford seine drei Produktionsstätten in Brasilien stillgelegt. Ford-Kollegen aus Köln übermittelten ein Solidaritätsschreiben:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

mit Wut im Bauch haben wir von der Schließung der 3 Werke in Brasilien erfahren. ...

Es ist eine Sauerei, wie sie euch belogen haben. Im Dezember noch in Sicherheit gewähnt und dann eiskalt von heute auf morgen die Schließung verkündet. Das hat Ford hier in Europa auch schon mal gemacht mit dem Werk in Genk in Belgien. Die Kollegen haben damals auch gekämpft. Wichtig ist, das wir eine Belegschaft sind. Wir werden eure Situation bekannt machen und die Solidarität organisieren. Nötig wäre natürlich ein weltweiter Kampf gegen die Arbeitsplatzvernichtung! Lasst uns zusammen daran arbeiten unsere Kräfte dafür zu stärken und uns organisieren, z.B. über die IAC.

Für die Zukunft der Jugend und unsere Kinder müssen wir um jeden Arbeitsplatz kämpfen.

Wir schicken euch herzliche Kämpferische Grüße und viel Erfolg bei eurem Kampf!

Eure Kollegen aus Köln/Deutschland.

Umgehend kam eine Rückmeldung eines Gewerkschaftsvertreters aus Brasilien:

Vielen Dank für die Solidarität, es sind diese Aktionen, die uns stark machen.

 

Köln (Deutschland)

Tabubruch – 200 betriebsbedingte Kündigungen: Am Montag, 18. Januar 2021 erfuhren die Kollegen im TIC (Transmission Innovation Center – das Entwicklungszentrum des Getriebewerks GETRAG-Ford in Köln) über eine Mitarbeiterversammlung  von 200 betriebsbedingten Kündigungen ab dem 1. Februar 2021.

Bei der kurzfristig angesetzten Betriebsversammlung am 20. Januar 2021 war der TIC-Firmenparkplatz gut gefüllt. Die Betriebsgruppe Ford der MLPD gab eine Solidaritätserklärung heraus, die mit viel Interesse genommen wurde. Von der Ford-Betriebsratsführung wurde das rücksichtslose Vorgehen und der Tabubruch zu Recht mit scharfen Worten angegriffen. Wer allerdings auch nur ein Wort des konsequenten Kampfes um die Arbeitsplätze erwartet hatte, wurde enttäuscht. Es war eine bittere, aber auch wichtige Erkenntnis was von all dem Gerede über Sozialverträglichkeit am Ende zu halten ist.

Ford hat nach eigenen Angaben die sogenannte „Reset-Phase“ abgeschlossen und geht nun zum „Redesign“ über. Reset hat die Vernichtung mehrerer Tausend (über 12.000) Arbeitsplätze in Europa bedeutet. Redesign wird nun bedeuten, dass das Unternehmen weiter umbaut, auf Elektrofahrzeuge und auch, wie weiter Personal eingespart werden kann. So wurde das E-Getriebe nicht nach Köln gegeben, sondern wird in Halewood/England gebaut. Ausschlaggebend waren die staatlichen Subventionen und massive Lohnsenkung.

Das E-Modell wird nach dem heutigen Stand ab 2023 in zwei Varianten in Köln gebaut, aber in einer Stückzahl von 100.000 Einheiten, was gegenüber der Fiesta Produktion (im Vorkrisenstand) gering ist. Ein weiteres Modell hat Ford vor kurzem angekündigt.

Mitte 2023 soll der Fiesta komplett auslaufen (bisher war bis 2025 geplant gewesen). D.h. wenn kein weiteres Modell in Köln gebaut wird, wird das E-Auto mit minimaler Arbeiteranzahl gebaut werden. Einige Kollegen bezweifeln, dass es überhaupt dabei bleibt, bzw. befürchten, dass die Entscheidung über das E-Auto auch nochmal revidiert werden könnte. Was mit dem Motorenwerk passiert, ist gar nicht bekannt. Wenn Ford bis 2026 nur noch E-Antriebe und Plug-in Hybride haben möchte und bis 2030 Null-Emmission, dann wird das Motoren-Werk nach dem heutigen Stand nicht mehr gebraucht. Ende 2021 ist die „Standortsicherungsvereinbarung“ ausgelaufen. Damit wären betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausgeschlossen.

Es wurde geplant, die Press-Werkzeuge für den Puma (der in Rumänien gebaut wird) an Fremdfirmen zu verlagern, was bis jetzt nicht gelungen ist. Die Betriebsratsführung verbreitet Kapitulationsstimmung: Man habe keine Argumente gegen Arbeitsplatzabbau und auch keine für ein Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich.

Ganz aktuell hat Ford bekannt gegeben, dass ein zweites elektrisch angetriebenes Fahrzeug in Köln gebaut werden soll und dafür Investitionen angekündigt. Obwohl das wieder Hoffnungen nährt, sind sich die Kollegen nach den Erfahrungen der letzten Jahre der Unsicherheit der Jobs bewusst. Es gibt unterschiedliche Strömungen in der Belegschaft. Ein paar haben noch die Einstellung, „es ist immer irgendwie weiter gegangen, das wird auch jetzt so sein“. Das wirkt aber bei vielen nicht mehr. Bei vielen herrscht das Gefühl der Machtlosigkeit vor. „Die machen eh was sie wollen“. Andere Kollegen haben Erfahrungen gemacht, die Mut machen, sich im Kampf gegen Angriffe zusammenschließen zu können, z.B. Absetzung eines Meisters, gegen eine Zwangsversetzung und aktuell in Protesten wegen der Zukunft des Getriebewerkes. Über diese verschiedenen Richtungen muss die Auseinandersetzung in der Belegschaft breiter und offen geführt werden.

 

Saarlouis (Deutschland):

In Saarlouis wird aktuell der Focus gebaut, nach bisherigem Stand noch bis 2026. Danach ist noch unklar, was mit dem Werk passiert. Aktuell wie beschrieben, ist Saarlouis dem erpresserischen „Bieterwettbewerb“ mit Valencia ausgeliefert. Dagegen hat sich in Saarlouis breite Solidarität entwickelt. Es gab einen Aktionstag, organisiert von der IGM in der Innenstadt, wo die Bevölkerung, Gewerkschaft, Parteien und auch Kollegen aus Köln sich beteiligt haben. Der Gesamtbetriebsrat ruft zur Solidarität auf, aber sozialchauvinistisch nur für Deutschland. Wir werden weiter die Solidarität entwickeln und am besten wäre ein Europaweiter Aktionstag aller Kollegen, gegen  Ford, die hier Tausende Arbeiterinnen und Arbeiter und Ihre Familien in die Arbeitslosigkeit und Armut schicken, für ihre 6% Marge, die sie den USA versprochen haben.

 

USA, Türkei

In den USA will Ford 22 Milliarden Dollar investieren und neue Batterie- und Montagewerke bauen. Mit Jobs für 11.000 Arbeitern. Das ist die größte Investition in der Ford-Geschichte. Zum Vergleich in Köln werden 1 Milliarde Investiert, für den Umbau auf das neue Elektrofahrzeug. Auch in der Türkei wurde viel investiert. Hier werden die Transits gebaut, auch ein E-Transit.

 

 

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