Kämpferische Kundgebung zum Gütetermin der entlassenen befristeten VW-Kollegen
(Korrespondenz vom 28.8.20)
Sie kämpfen gemeinsam mit den SiTech-Kollegen, die Ende April entlassen wurden und den Leiharbeitern. VW hat allein in Hannover bereits 1000 Kollegen dieses Jahr entlassen. Die Kollegen waren gut gestimmt, im Bewusstsein, dass bei dem Gütetermin nicht das Ziel der Wiedereinstellung durchkommen wird.
Zu Beginn der Kundgebung ergriff die MLPD-Vertreterin Bruni Koepsell das Wort. Sie berichtete, dass die Kollegen häufig sagen, dass die Entlassenen mit der MLPD nichts verkehrt machen. Sie griff den Antikommunismus an, der einer Zusammenarbeit oft noch im Wege steht.
Zwei Kolleginnen, die jetzt in Zwickau arbeiten, forderten einen größeren Verhandlungsaal, damit alle Kundgebungsteilnehmer an der Verhandlung teilnehmen können. Sie berichteten von rassistischen und faschistischen Anfeindungen in Zwickau. Eine ist Türkin und ihnen wurde bereits zwei Mal in einer Woche das Klingelschild abgerissen und Müll vor die Tür gelegt. Auch im Werk gibt es häufige Anfeindungen.
Die Kreisvorsitzenden der Linken, Jessica Kaußen und Johannes Drücker, überbrachten Grüße von Dieter Dehm, der gern dabei gewesen wäre und griffen die Gewinnmaximierung bei VW an. Das sei unverschämt und sie forderten, dass sich die Landesregierung für die Kollegen einsetzt.
Eine Solidaritätserklärung, mit den von Entlassung bedrohten Kollegen bei MAN Energy Solutions, wurde unter großem Applaus beschlossen. In ihr wird der Kampf um jeden Arbeitsplatz und die 30 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich gefordert. Zuletzt wurde für den Aktionstag gegen Rassismus und Antikommunismus des REBELL aufgerufen, der heute bundesweit stattfindet.
In Gesprächen am Rande berichteten Kollegen, wie gezielt die Stimmung unter den Kollegen im Werk sabotiert wird. „Du bist hier nur zum Schrauben reindrehen!“ und ähnliche Sprüche... Wir kamen zum Schluss, dass wir über den Tellerrand unseres (möglichen) Festvertrages hinaus gucken müssen. Dann kämpfen wir auch nach einer Wiedereinstellung um Arbeiterrechte.
Auf der Schlusskundgebung berichtete der Anwalt der Kollegen. VW habe zwar die Vertragsfreiheit, aber es konnte belegt werden, dass über 200 Kollegen in den letzten Monaten eingestellt wurden. Es sei nicht glaubwürdig, das kein einziger der entlassenen Kollegen dabei war. Die 18 monatige Befristung kann nach EU-Recht zwar durch Tariferträge verlängert werden, aber die 36 Monate bei VW sind zu lang. Er ist bereit, bis vor den Europäischen Gerichtshof zu gehen.
Der Vater eine betroffenen Kollegin sagte: „Warum macht VW das? Weil es ein Milliardenkonzern ist!“
Weitere Redner betonten den nötigen gemeinsamen Kampf um unsere Rechte und auf Kosten der Profite. Die angebliche Mitbestimmung wurde als Betrugsmittel angegriffen, damit wir „die Füße stillhalten“.
Für den Erfahrungsaustaustausch auch mit den Familien, findet am 12.9.20 um 15 Uhr ein „Grillnachmittag für Solidarität und Zusammenhalt“ in Hannover statt, in der Kleingartenkolonie Tannenkamp, Schönbergstr. 29
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