Interview mit Sherr Rinn aus Indonesien

Hallo Sherr Rinn, du kommst aus Indonesien hierher zur Internationalen Automobilarbeiterkonferenz. Was kannst du uns über Indonesien berichten?

 

Wir erleben in Indonesien einen Aufschwung der Arbeiterkämpfe seit 2012. Am 3. Oktober gingen 150.000 Arbeiter in einem landesweiten Streik auf die Straße. Ausgangspunkt dafür war Bekasi, das wichtigste Industriezentrum Indonesiens. Viele Arbeiter organisierten sich in der Folge in der Metallgewerkschaft. Wir bildeten damals ein „workers' house“, einen geschützten Bereich der offen war für die Arbeiter, denn die Bosse setzten bei ihrem Gegenangriff Paramilitärs ein. Wir organisierten jeden Tag an die tausend Arbeiter.

 

Wie bist du auf die Internationale Automobilarbeiterkonferenz aufmerksam geworden? Was interessiert dich an dieser Konferenz?

 

Ich habe eine große programmatische Übereinstimmung mit der Konferenz festgestellt. Die Metallgewerkschaft hat sich nach rechts entwickelt und viele ihrer Funktionäre stehen der islamischen Partei „Prosperious Justice Party“ nahe, die Kontakt zu religiösen Fanatikern hat. Deshalb war die Gründung einer neuen Gewerkschaft notwendig. Als ich bei der Metall-Gewerkschaft gefeuert wurde, gründeten wir die „Federation of Popular Democratic Labor Union“. Wir sind – wie die Konferenz – der Meinung, dass die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich die richtige Antwort ist auf die rasante technologische Entwicklung.

 

Was erwartest du von der Konferenz?

 

Ich wünsche mir die Organisierung der internationalen Solidarität, was unsere Arbeit voranbringen kann. Insbesondere das Forum der Autozulieferer interessiert mich, denn wir arbeiten zum Beispiel an einem Betrieb aus der Zulieferkette von Toyota, der Firma Nanbu. Dort haben wir schon einige Kollegen organisieren können in der Auseinandersetzung um die Umwandlung von Leiharbeitsverhältnissen in feste Arbeitsverhältnisse. Ich verspreche mir deshalb gemeinsame Aktionen, wir etwa Picket-Line-Kampagnen.

 

Vielen Dank für das Gespräch und eine erfolgreiche Konferenz

 

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