Neu: Internationaler Informationsbrief Ford Nr.1
(Ford Info-Brief Nr.1 - Juni 2019 download)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde!
Ich möchte euch alle herzlichst einladen, euch zur 2. Internationalen Automobilarbeiterkonferenz (IAC) anzumelden, die vom 19.-23.Februar 2020 in Johannesburg/Südafrika stattfinden wird!
Zur Vorbereitung der 2. IAC nahm das Vorbereitungskomitee in East London seine Arbeit auf. Es gab erfolgreiche Gespräche mit Vertretern der fortschrittlichen Gewerkschaft Numsa und der Internationalen Koordinierungsgruppe der IAC, bei denen alle ihre Unterstützung, teils schon mit konkreten Zusagen, zusicherten und die Konferenz breit bekannt machen und für sie mobilisieren wollen. Am 1. Juni veröffentlicht die Internationale Koordinierungsgruppe ihren Entwurf zum Kampfprogramm, das weltweit breit diskutiert werden soll und dann auf der 2. IAC beschlossen wird.
Zu Ford Deutschland gehören die Werke in Köln und in Saarlouis. In Köln arbeiten bisher ca. 18.000, in Saarlouis 6.000, zusammen ca. 24.000 Beschäftigte. Ford hatte angekündigt, in Deutschland 5.400 bis Ende 2020 Stellen davon zu streichen.
In Köln sollen nach aktuellen Angaben 3.800 Stellen wegfallen und in Saarlouis die Produktion des C-Max in diesem Jahr eingestellt werden und 1.600 Stellen wegfallen. Ford bietet, um die Kollegen vom Kampf um ihre Arbeitsplätze abzuhalten, Abfindungen und vorgezogene Altersteilzeitregelungen an. Der Leiter der Geschäftsführung, Gunnar Herrmann sagte, dass jeder Beschäftigte ohne Ausnahme einen Abfindungsvertrag unterschreiben kann.
Auch nach 2020 sollen für weitere 5 Jahre jährlich 1.000 Stellen, die durch „normalen Abgang“ frei werden, nicht neu besetzt werden.
Begründet wird die Stellenvernichtung damit, dass Ford mit den in Europa produzierten Fahrzeugen zu wenig Profit macht. Ford wolle sich mehr auf die Produktion von SUVs und Kleinlaster konzentrieren und batterie-elektrisch betriebene Fahrzeuge neu auf den Markt bringen.
Auf den Betriebsversammlungen in Saarlouis und Köln am 24. und 25.6. gab die Geschäftsführung bekannt, dass bisher 3.200 Kolleginnen und Kollegen Abfindungsverträge unterschrieben haben. Das Ziel 5.400 ist also noch längst nicht erreicht. Das Abfindungsangebot wird bis Ende dieses Jahres verlängert. Kollegen, die am 25.6. vor der Betriebsversammlung in Köln interviewt wurden, sagten, dass sich es sich nicht leisten könnten, auf ihren Arbeitsplatz zu verzichten, dass sie in jedem Fall weiter bei Ford arbeiten wollen.
Ford teile Ende Juni mit, dass in Europa (einschließlich Türkei) insgesamt 12.000 der 56.000 Beschäftigten bis Ende 2020 das Unternehmen verlassen müssen. Im Großbritannien sollen 3.000, in Russland 2.000, in Frankreich 800 Kollegen und Kolleginnen ihre Arbeitsplätze verlieren. Zu anderen Ländern gab es keine konkreten Zahlen. Darüber hinaus sind damit auch in großer Zahl Arbeitsplätze von Beschäftigten in Zuliefererbetrieben bedroht. Von bisher 24 Ford und Joint-Venture Werken in Europa sollen noch 18 übrig bleiben.
Die Betriebsversammlung vom 25.3.19 zeigt eine deutliche Stimmungsänderung in der Belegschaft. Die Kollegen sind wütend über den jetzt angekündigten Kahlschlag, nachdem Gunnar Herrmann noch im Herbst 2018 gesagt hatte, dass es in Köln „zunächst keinen Kahlschlag“ geben werde. Sie zogen mit Schildern in die Betriebsversammlungen, auf denen stand: „Arbeitsplatzabbau ist nie sozialverträglich“, „wir sind bereit für neue Technologien“.
Über die Betriebsversammlung berichtete das Nachrichtenportal rf-news
(www.rf-news.de/2019/kw13/arbeitsplatzabbau-ist-nie-sozialvertraeglich): „Kollegen forderten, dass Arbeitsplätze im Sinne des Umweltschutzes und alternativer Antriebe geschaffen werden müssen. Auch der gemeinsame Kampf mit den Ford-Belegschaften anderer Länder und anderer Autokonzerne wurde eingebracht. 'Wir wollen keine Werkschließung wie bei Opel', fordert der 1. IG-Metall-Ortsbevollmächtigte. Eine Kollegin dazu: 'Nein, aber unser Vorbild sollte sein: Kämpfen wie bei Opel!'
Dass die Belegschaft dafür Solidarität bekommt, wurde in einer tollen Grußbotschaft deutlich: Die "Fridays for Future"-Bewegung Köln hatte auf ihrem letzten Treffen beschlossen, eine Solidaritätserklärung an die Kölner Ford-Belegschaft zu schicken. Daraus wurde verlesen: 'Wir unterstützen euren Kampf zum Erhalt der Arbeitsplätze und freuen uns über eure Unterstützung unserer Bewegung. Gerade in dieser Zeit ist der Zusammenhalt das Wichtigste, egal ob Jung oder Alt.'“
Ford hat auch die Anzahl der Ausbildungsplätze in der Lehrwerkstatt von 220 auf 150 reduziert. Für die meisten Kollegen geht es nicht nur um den eigenen Arbeitsplatz, sondern auch um Industriearbeitsplätze für die Jugend.
An der Demonstration und Kundgebung am 1. Mai in Köln bildeten ca. 1000 Ford-Kollegen und Kolleginnen bei insgesamt ca. 8.000 Teilnehmern einen kämpferischen Block. „Nein zum Stellenabbau bei Ford! Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz“ stand auf einem Transparent des Vertrauenskörpers der IG-Metall.
Den 1. Mai nutzten Ford-Kollegen, um mit einem Flyer für die 2. Internationale Automobilarbeiterkonferenz zu werben.
Die Idee eines europaweiten Aktionstages, die beim Besuch der Ford-Kollegen aus Bordeaux im Juni 2018 in Köln geboren wurde, gewinnt weiter Unterstützung in der Belegschaft.
IG-Metaller von Ford brachten bei der IGM-Delegiertenversammlung in Köln einen Antrag an den IGM-Gewerkschaftstag, der im Herbst stattfindet, ein, dass die Forderung nach Verkürzung der Arbeitszeit mit vollem Lohnausgleich zur Beschäftigungssicherung wieder auf die Tagesordnung der IGM gesetzt werden muss.
Im Betrieb gibt es seit Monaten viele Versetzungen von einer Abteilung in andere, um angeblichen Überhang abzubauen. Eine kämpferische Kollegin wurde gegen ihren Willen versetzt, obwohl zugesichert war, dass sie wieder an ihren alten Arbeitsplatz zurück dürfte, wenn der neue ihr nicht zusagte. Es wurde klar, dass der Versetzung politisch motiviert war. Kollegen bildeten umgehend einen Solidaritätskreis, der die Zwangsversetzung bekannt machte und die Rücknahme forderte. Die Kollegin klagt beim Arbeitsgericht gegen die Versetzung.
Im Komitee „Arbeitersolidarität“ bereiten Kollegen und Kolleginnen die Teilnahme an der Zweiten Internationalen Automobilarbeiterkonferenz, die im Februar 2020 in Südafrika stattfindet, vor. Am 20. Juni fand in Köln ein „Südafrikaabend“ statt für eine breite ideelle und finanzielle Unterstützung der Konferenz und der Reise dorthin. An der Delegiertenkonferenz, auf der auch die Wahl der Delegation aus Deutschland für die 2. IAC durchgeführt wurde, haben Kolleginnen und Kollegen von Ford Köln teilgenommen.
Aus Bordeaux teilen Kollegen zur aktuellen Entwicklung mit:
Die Produktion im Getriebewerk soll nach den Plänen von Ford am 2. August eingestellt werden. Die Fabrik leert sich ernsthaft. Vorruhestandsfähige gehen zu Hunderten, es gibt auch Kollegen, die anderswo Arbeit gefunden haben. Die übrig gebliebenen sollen offiziell am 30. September entlassen werden.
„Aber wir kämpfen weiter“, schreibt ein Kollege aus Bordeaux. Dazu gehört auch ein Prozess, der gegen Ford geführt wird. Das Gericht hat das Verfahren Anfang Juni angenommen, am 2. Juli wird die Verhandlung stattfinden.
Es gibt Erklärungen von Repräsentanten des französischen Staates gegen die Schließung des Werkes, aber keine praktische Unterstützung der Kollegen. „Wir sind nicht überrascht, aber es beweist, für wen sie regieren!“, schreibt der Kollege und weiter: „Also freuen wir uns auf den 2. Juli. Während dieser Zeit kämpfen wir immer noch gegen jede Form der Entlassung und Schließung und haben einen Appell (wie eine Flasche auf dem Seeweg) für ein "alle zusammen" gegen Entlassungen und Schließungen von Unternehmen gestartet.“
Roger aus Köln
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