1. Internationaler Informations- Brief Daimler Renault-Nissan

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde!

 

Wir hatten von der 1. Automobilarbeiterkonferenz den Auftrag, regelmäßig Infobriefe über die Situation und Auseinandersetzungen in den Daimler-Werken herauszugeben. Es ist nicht richtig und widerspricht dem ganzen Grundgedanken der internationalen Automobilarbeiterkoordination, dass das bisher verschleppt wurde. Da ich leider bis heute keine Berichte von den anderen Konzernsprechern habe oder die Verbindung nicht funktioniert, berichte ich jetzt vor allem aus Deutschland:

  • In fast allen Daimler-Werken werden momentan Leiharbeiter entlassen, wie jetzt in Untertürkeim / Stuttgart mehrere Hundert. Dafür gibt es dann oft ganzjährig Ferienarbeiter. Sie sind für das Unternehmen billiger und vor allem „pflegeleichter“. In Untertürkheim / Stuttgart war das Schicksal der Leiharbeiter Monate lang Thema in der Belegschaft auch auf der Betriebsversammlung am 1. April. Aktive Kollegen haben eine erfolgreiche Unterschriftensammlung durchgeführt, die von der Führung der IG Metall und der Betriebsratsspitze leider abgelehnt wurde.

  • Am 26. März 2019 stellten gut 30 Kollegen bei Daimler Mettingen für gut 20 Minuten die Arbeit ein, um gegen die Entlassung von Leiharbeitern zu protestieren – das war eine gemeinsame Aktion von Stammbelegschaft und Leiharbeitern! Ca. einen Monat vorher hatte die Arbeiterplattform des Internationalistischen Bündnis Proteste vor dem Daimler Werk in Untertürkheim gegen Entlassungen organisiert. Es gibt auch Aufkleber gegen Leiharbeit und Spaltung, für Zusammenarbeit und Arbeitereinheit.

        Die Leistungsschraube wird immer weiter 

        angezogen.

  • Die Flexibilisierung wird weiter weiter verschärft: An Pfingsten ist die Montage in Sindelfingen zwei Wochen zu, gleichzeitig soll jetzt in Juli an allen Samstagen gearbeitet werden. „Wir wollen aber unsere Freischichten planbar verbindlich und selbstbestimmt !“, fordern Kollegen aus Wörth.

Im Mai wurde die Überführung des Unternehmens in einer Holding auf der Aktionärsversammlung beschlossen. Es muss aber auch jeder Kollege persönlich zustimmen! Dazu wurde vom Vorstand mit Unterstützung der Betriebsrats-Spitze frühzeitig ein Konstrukt erarbeitet, um die Belegschaft zu erpressen: Wer der Holding nicht zustimmt, für den gelten die Betriebsvereinbarungen der „Zukunftssicherung“ mit dem fragwürdigen Versprechen des Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen nicht. Diese Holding soll es der Konzernspitze ermöglichen, die Belegschaften noch stärker gegeneinander aus zu spielen, einzelne Teile wie die Gastro GmBH zu verkaufen und Verschlechterungen durch zusetzen.

Unsere Kolleginnen und Kollegen in Südafrika haben im Kampf gegen die Aufspaltung des Werkes schon Erfahrungen gesammelt. Das wird sicher ein Thema sein auf unserer bevorstehenden KONFERENZ vom 19. - 23. Februar 2020 in Johannesburg/Südafrika, um die Spaltung zu überwinden und international zusammen zu kämpfen.

 

Daimler will, wie alle Automonopole, im gnadenlosen Konkurrenzkampf die Nase vorne haben. Im wichtigen Absatzmarkt China schrumpfte der Markt 2018 um 6,8 Prozent. Handelskriege, v.a. ausgehend von den USA, verschärfen die Situation. Es wirken drei Strukturkrisen (durch die Neuorganisation der internationalen Produktion, in Verbindung mit der Einführung von E-Mobilität und durch Digitalisierung), und außerdem die Vorboten einer erneuten Weltwirtschafts- und Finanzkrise. Nach dem „Gewinneinbruch“ auf 6 % fordert der zukünftige Vorsitzende Källenius wieder 10 %.

Die Eröffnung einer Batterie-Fabrik in Stuttgart und die Erklärung, dass der GLC nach Sindelfingen kommt und ab 2020 etwa 100.000 Fahrzeuge gebaut werden sollen, soll den Kolleginnen und Kollegen Sand in die Augen streuen und sie in Sicherheit wiegen, dass zumindest die Arbeitsplätze der Stammbelegschaft sicher seien. Tatsächlich haben die Arbeiter schon oft erfahren, dass solche Versprechungen nichts wert sind und nur spalten sollen.

 

Wir gratulieren unsere Kollegen in Brasilien von Mercedes Benz in São Bernardo

dos Campo. Sie beteiligten sich an den Kämpfen gegen die neue Regierung, deren faschistischer Präsident Bolsonaro als eine seiner ersten Maßnahmen das Rentenalter erhöhen und die Renten absenken wollte: Hunderttausende protestierten am 22. März in Warnstreiks und auf Brasiliens Straßen gegen den Rentenraub.

 

Weltweit machen Regierungen eine Rechtsenwticklung durch und die Auseinandersetzung um nationalistische, rassistische Maßnahmen und Argumentationen findet zunehmend auch in den Betrieben statt. In drei Daimler Werken kandidierte, die AfD, eine faschistoide Partei, zu den Betriebsratswahlen mit einer eigenen Liste „Zentrum“. Sie spielt sich als Verteidiger der Arbeitsplätze auf, indem sie pauschal den Dieselmotor und damit die Verbrecher in den Konzernzentralen in Schutz nimmt. Wir initiierten Widerstand von Vertrauensleuten und anderen aktiven Kollegen dagegen und sagen: Arbeitsplätze und Umweltschutz muss auf Kosten der Profite erkämpft werden! Auch zu diesen Themen freuen wir uns auf den Erfahrungsaustausch auf der 2. IAC.

 

Zur Vorbereitung nahm das Vorbereitungskomitee in East London seine Arbeit auf. Es gab erfolgreiche Gespräche mit Vertretern der fortschrittlichen Gewerkschaft Numsa, der ICOG der IAC und der marxistisch-leninistischen Partei CPSA-ML, bei denen alle ihre Unterstützung, teils schon mit konkreten Zusagen, zusicherten und die Konferenz breit bekannt machen und für sie mobilisieren wollen.

Am 1.Juni veröffentlicht die Internationale Koordinierungsgruppe ihren Entwurf zum Kampfprogramm, das weltweit breit diskutiert werden soll und dann auf der 2. IAC beschlossen wird. Jedes Land kann bis zu 5 Delegierte wählen. Weitere Informationen erfahrt ihr über die Homepage www.automotivworkers.org.

 



Mit den Besten solidarischen Grüßen

 

 

E-Mail: info@iawc.info

 

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