Internationaler Informationsbrief GM-PSA Nr. 15 – Dezember 2018

Von den Repräsentanten der internationalen Konzernzusammenarbeit GM / PSA

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Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde!

Heute möchten wir euch vor allem zu den Plänen von acht Werksschließungen und massenhafter Arbeitsplatzvernichtung bei GM informieren. GM legt sich erneut mit den Arbeitern an und muss eine klare Antwort von uns bekommen: Kampf um jeden Arbeitsplatz! Kein Werk steht alleine! Für Arbeitszeitverkürzung auf sechs Stunden pro Tag bei vollem Lohnausgleich weltweit! Proletarier aller Länder, vereinigt Euch! Mobilisiert in allen Werken, in allen Ländern für die zweite internationale Automobilarbeiterkonferenz Anfang 2020 in Südafrika.

Donald Trump hatte im Wahlkampf großspurig verkündet, er werde alle Jobs in der Industrie zurück bringen. Damit hat er auch unter den Automobilarbeitern viele Stimmen bekommen. Auch in Youngstown, 30 Kilometer von Lordstown, Ohio hatte er eine solche Rede gehalten. Mary Barra, ehemalige Beraterin von Donald Trump, fühlt sich nicht an dessen Wahlkampfpropaganda gebunden, sondern nur an den Maximalprofit. Nun verkündet sie die Schließung von acht Werken weltweit, davon fünf in Nordamerika und eines davon eben in Lordstown, Ohio. Weitere Werke auf der Abschussliste sind Hamtramck/Detroit, Oshawa/Ontario, das Getriebewerk in Warren/Michigan und das Motorenwerk Baltimore in Maryland sowie das Werk Gunsan in Südkorea. Die restlichen beiden Werke auf der Liste sind noch nicht bekannt. 15 Prozent der nordamerikanischen Belegschaft soll abgebaut werden, das sind etwa 15.000 Kolleginnen und Kollegen!

Es ist keineswegs so, dass GM Verluste macht. Allein im dritten Quartal 2018 betrug der Nettogewinn 2,5 Mrd. Dollar. GM stellt trotzdem eine Reihe kleinerer Modelle ein, die keinen Maximalprofit bringen, einschließlich des Elektroautos „Volt“. Nach dem Rückzug aus Europa im Jahr 2017, der unter dem Strich 6,2 Mrd. Dollar gekostet hat, ist das ein weiterer Schritt zur Konzentration des Konzerns für die beginnende Vernichtungsschlacht an der Weltmarktspitze. Der ehemals größte Autokonzern ist heute auf Platz fünf abgerutscht.

Die Vertrauensleute der Gewerkschaft Unifor im Werk Oshawa in Kanada haben sofort ihren Widerstand angekündigt: „Wir akzeptieren die Schließung nicht. Wir werden um die Arbeitsplätze konsequent kämpfen!“ Am Montag, 26. November legte die Belegschaft die Arbeit nieder und versammelte sich zu einer Protestversammlung. Auch in Südkorea gibt es Widerstand gegen die schon länger geplante Schließung.

Von CSP Conlutas aus Brasilien kam eine klare Kampfansage gegen diese Pläne: „Es ist nicht akzeptabel, dass GM Arbeitsplätze vernichtet um seine Profite zu sichern. Nein zu den Werksschließungen! … Es ist nötig, die internationale Organisierung der Arbeiter zu stärken, um dieser exzessiven Gier und Ausbeutung entgegenzutreten. Die Automobilarbeiter und die Gewerkschaften in Brasilien und in der ganzen Welt müssen sich zusammenschließen und gemeinsam einen vereinigten Kampf zur Verteidigung von Arbeitsplätzen, Löhnen, Arbeiterrechten und Beschäftigungsstabilität zu verteidigen.“

Aus dem Werk Hamtramck in Detroit / Michigan schickte uns Sean Crawford einen Zeitungsartikel, in dem er seine Kollegen aufruft, einen Streik gegen die Pläne zu organisieren. Er erinnert auch daran, dass die Gewerkschaftsbewegung gerade in solchen Situationen um Arbeitszeitverkürzung kämpfen muss.

Und Frank Hammer, einer der Repräsentanten unserer internationalen Konzernzusammenarbeit bei GM, sagte in einem Interview mit „The real news“: „Wir müssen von der Klimakatastrohe sprechen. … Wenn Werke geschlossen werden sollen, dann müssen wir darüber sprechen, was in diesen Werken produziert werden könnte für umweltfreundlichen Verkehr oder für erneuerbare Energie.“

Nun noch kurz einige weitere Informationen:

Im britischen Vauxhall-Werk Ellesmere Port streikte die komplette Belegschaft von 1100 Kolleginnen und Kollegen am 23. November gegen die geplante Vernichtung von weiteren 241 Arbeitsplätzen. Das Werk ist von Schließung bedroht. Der Streik ist Teil des Kampfes gegen die Erpressungspolitik von PSA-Chef Carlos Tavares. Die Kollegen haben unsere Solidarität!

In Saint Ouen bei Paris will GM ein Presswerk schließen. Das Gelände am Stadtrand von Paris ist angesichts der Immobilienspekulation offenbar viel wert und dafür werden die Arbeitsplätze eiskalt geopfert.

Auch in Glivice / Polen sollen bei Opel/PSA weitere 170 Arbeitsplätze vernichtet werden. Bereits Anfang dieses Jahres wurden mehr als 460 Arbeitnehmer entlassen. Bis Ende 2018 sollen zudem rund 200 Mitarbeiter von der Fabrik in Gliwice in das Werk Tychy umziehen, wo die Motorenproduktion beginnen soll. Gemeinsam müssen wir in allen Werken den Erpressermethoden von Tavares entgegentreten!

In Rüsselsheim, Bochum und Eisenach in Deutschland konnten die Belegschaften eine ganze Reihe taktische Erfolge erreichen: kämpferische Kollegen, insbesondere Christian Kowoll, mussten nach langem Kampf wieder eingestellt werden. Die Kündigung von drei Auszubildenden in Rüsselsheim wurde zurück gezogen. Die Abmahnung gegen Steffen Reichelt, einen Sprecher vn Offensiv, wurde vor Gericht rückgängig gemacht.

Wir gratulieren den Arbeitern von Ssangyong in Südkorea zu ihrem großen Erfolg, dass nach jahrelangem Kampf alle entlassenen Kollegen wieder eingestellt werden mussten. Dazu schrieben die Kollegen von OFFENSIV aus Bochum / Deutschland:

Euer Streik 2009 und euer Widerstand gegen die massive und brutale Unterdrückung der Konzernleitung von Ssangyong und des koreanischen Staates waren sehr eindrucksvoll und ein Vorbild für alle Arbeiterinnen und Arbeiter. Wir erinnern uns noch gut an euren Besuch beim Internationalen Automobilarbeiterratschlag 2012 in München. (...)

Wir hoffen, euch spätestens bei der 2. Internationalen Automobilarbeiterkonferenz 2020 in Südafrika wiederzusehen!“

… und nicht zuletzt möchten wir über den großen Erfolg unserer Freunde von der CGT bei den Gewerkschaftswahlen Ende Oktober in Saragossa / Spanien berichten: Sie konnten zwei Sitze im Betriebsrat dazu gewinnen und sind jetzt die zweitstärkste Gewerkschaft im Werk! Auch die Gewerkschaft OSTA, die genauso wie die CGT den Erpresservertrag ablehnte, bekam zwei sitze mehr. Ein klares Votum der Belegschaft – herzlichen Glückwunsch!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Wir müssen unbedingt gemeinsam an der Stärkung unserer Koordinierung arbeiten! Wir schlagen vor, zu beraten, dass möglichst aus jedem beteiligten Werk regelmäßig, ob monatlich oder vierteljährlich, kurze Berichte geschickt werden! Solche Berichte sollen auch auf der Homepage der internationalen Automobilarbeiterkoordinierung veröffentlicht werden.

Zum Schluss die Erinnerung: Die 2. Internationale Automobilarbeiterkonferenz wird Anfang 2020 in Südafrika stattfinden. Es ist wichtig, dass auch die PSA-Belegschaften an der Konferenz teilnehmen. Bitte plant ein, Delegationen zu wählen und die Reise vorzubereiten! Natürlich bekommt ihr noch rechtzeitig genauere Informationen zu Termin und Ort der Konferenz und zu den Regeln für Delegationen.



Mit herzlichen und solidarischen Grüßen

Fritz Hofmann im Namen der Repräsentanten

 

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